1972 endete Hallstein-Doktrin

Zwei Jahrzehnte lang hat die Bundesrepublik mit der sogenannten Hallstein-Doktrin die DDR in der internationalen Isolation halten können. Doch Ende der 60er Jahre war das Prinzip, wonach Bonn die diplomatische Anerkennung Ostberlins mit dem Abbruch der eigenen Beziehungen zum anerkennenden Staat bestraft, schon löchrig wie ein Schweizer Käse. Die nach dem CDU-Politiker Walter Hallstein benannte Doktrin fiel endgültig am 14. September 1972 – morgen vor 25 Jahren -, als die Bundesrepublik und die Volksrepublik Polen ihre Handelsvertretungen in Botschaften verwandelten.

Mit dem Amtsantritt der sozialliberalen Koalition von Willy Brandt und Walter Scheel im Oktober 1969 stand fest, daß Bonn die bisherige Politik der Eindämmung und Abschottung der DDR aufgeben würde. Die deutsche Einheit sollte nicht preisgegeben, sondern ein günstiges Umfeld für einen „Wandel durch Annäherung“ geschaffen werden.

1955 hatte Bundeskanzler Konrad Adenauer als Gegenleistung für die Entlassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen aus sowjetischer Haft normale Beziehungen zu UdSSR aufgenommen. Parallel dazu wurde offiziell die Hallstein-Doktrin formuliert: Moskau bleibt die Ausnahme, zu allen anderen Staaten, die die DDR anerkennen, bricht Bonn die Beziehungen ab. Es drohte auch die Einstellung der Entwicklungshilfe, was viele Drittländer vom Gang nach Ostberlin abhielt.

Es sollte bei 1969 dauern, bis die Bundesregierung die Hallstein-Doktrin modifizierte: Die diplomatische Anerkennung der DDR blieb zwar ein „unerfreulicher Akt“, aber Bonn wollte künftig seine Reaktion von den jeweiligen besonderen Umständen abhängig machen. Weitere drei Jahre später fiel die Doktrin dann endgültig.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 13.09.1997

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Weiterführende Quelle: „Die Hallstein-Doktrin – Abschied von einem Mythos“

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