Wer Vorfahren in Karow bei Genthin hat, kennt das Dilemma: Die Kirchenbücher beginnen erst um 1740, frühere Daten müssen über Sekundärquellen erschlossen werden. Eine dieser Sekundärquellen ist das Hauß-Buch vom Haus Carow . Doch da warten die nächsten Probleme auf den Familienforscher. Sind wir in der Lage die Schrift zu lesen? Und noch viel wichtiger: Verstehen wir, was wir lesen? Wie groß war ein Haus, wenn es 4 Gebinde umfasste? Und was bitte ist ein Rauchhuhn? Wer jetzt Appetit auf ein geräuchertes Hühnchen bekommt, der irrt.

Dass unsere Vorfahren im 17. Jahrhundert Frohndienste leisten mussten, ist bekannt. Aber wer weiß schon, dass dazu auch das Reisen gehörte? „Die Ackerleute mussten jährlich 1 lange Reise und 4 kurze Reisen von 3 bis 4 Meilen antreten. Futter und Essen wurde bei der langen Reise von der Obrigkeit auf 1 Person und 2 Pferde entrichtet. Die kurze Reise wurde mit 1 „maas“ Bier entlohnt.“ [1]

Das Rittergut Karow ist eng mit der Familie von Byern verbunden. Jedoch lässt sich die Besitzfolge von der ersten Erwähnung um 1192 bis zum Tod des letzten von Byern (Daniel +1686) nur schwer rekonstruieren. Die späteren Besitzer von Grumbkow, von Printzen und von Wartensleben sind lückenlos belegbar. (Eine intensive Erforschung der genannten Familien im Kreis Jerichow II steht noch aus.)

Das Projekt „Hausbuch von Karow“, dem all die obigen Informationen entnommen sind, wurde von Studierenden des Studiengangs Archiv B.A. an der Fachhochschule Potsdam unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Scholz im Jahr 2021 erstellt. Neben der Transkription des Hausbuchs (Laufzeit 1648 – 1690) haben die Studierenden gekonnt den Bogen in die Gegenwart gespannt. So wird beispielsweise ausführlich über das Fiener Bruch und das heute dort ansässige Projekt zum Schutz der Großtrappen berichtet. Ein Glossar und eine Umrechnungstabelle von Mess- und Währungseinheiten runden das auch optisch sehr gelungene Werk ab.

Sie können sich das Hausbuch direkt im Browser ansehen oder es als zip-Datei herunterladen.

Quelle:
[1] Hausbuch von Karow – Ein Projekt von Studierenden des Studiengangs Archiv B.A., Fachhochschule Potsdam 2021, Seite 13
Bildnachweis: siehe oben genannte Quelle

 

Ich bedanke mich recht herzlich bei Herrn Prof. Dr. Michael Scholz für die pfd-Datei und die ausdrückliche Genehmigung zur weiteren Verbreitung.

Silvia Dießner, Juli 2022