Ein Widerspruch in sich.
Das klassische Ortsfamilienbuch verzeichnet alle Personenereignisse, die in den Kirchenbüchern eines Ortes erfasst sind.
In größeren Orten oder kleinen Städten kann man die eigene Vorfahrenlinie häufig über viele Generationen hinweg nachverfolgen. Ein Beispiel dafür ist das OFB Aken . Da Aken (Elbe) einen bedeutenden Hafen hatte (und noch heute hat), lebten viele meiner Vorfahren von und mit der Schifffahrt. Aken war zwischen ca. 1700 und 1800 Garnisionsstadt. In dieser Zeit erfolgte immer auch ein Zuzug von ortsfremden Personen. Ab ca. 1880, mit der zunehmenden Industrialisierung, kamen weitere Ortsfremde nach Aken.
In den ländlichen Regionen hat man als Familienforscher eine ganz andere Ausgangslage. Mit viel Glück lässt sich eine Familie über zwei oder drei Generationen im selben Ort zurückverfolgen. Dann bricht die Linie wieder ab und es muss im Kirchenbuch eines anderen Ortes weiter gesucht werden. Hat man eine Lehnschulzenfamilie unter seinen Vorfahren, so ist diese Familie unter Umständen über mehrere hundert Jahre im Ort ansässig. Bei allen anderen Berufen, also nicht nur den Schäfern als typischer Wanderberuf, hat es häufige Ortswechsel gegeben. Diese schlagen sich selbstverständlich auch in den Kirchenbüchern nieder. So wie im Beispiel aus dem OFB Genthin
Friedrich Wilhelm Förste wurde 1821 in Karow geboren, wurde 1836 in Kade konfirmiert, hat 1863 in Gollwitz geheiratet und war danach Arbeitsmann in Nielebock, wo auch seine Kinder geboren wurden. In ca. 40 Jahren taucht also ein und derselbe Friedrich Wilhelm Förste in vier Kirchenbüchern auf. Würde man nun für jeden dieser Orte ein eigenes OFB erstellen, so würde es dieselbe Person viermal geben, jedoch ohne weiteren Bezug.
Ein häufiger genanntes Argument gegen ein ortsübergreifendes Familienbuch ist die mögliche Doppelerfassung einer Person in mehreren OFB. Das ist jedoch vermeidbar, wenn alle OFB-Bearbeiter etwas „über den Tellerrand“ schauen. Obwohl Aken und Genthin – für damalige Verhältnisse – weit entfernt sind, gibt es über zehn Personen, die in beiden OFB auftauchen. Um es den Nutzern der OFB zu erleichtern, verweise ich in solchen Fällen explizit auf das jeweils andere OFB, in dem dann weitere Vor- oder Nachfahren zu finden sind. Beispiel:
Im genannten Beispiel sind im OFB Genthin alle bekannten Nachfahren des Georg Heinrich Bennecke erfasst und im OFB Aken die weit verzweigten Vorfahren seiner Mutter Rosine Elisabeth Randel.
Der Sinn und Zweck der Familienforschung besteht für mich darin, möglichst viele Familien über einen möglichst langen Zeitraum in einer ununterbrochenen Linie darzustellen. Das geht nur mit der systematischen Auswertung von mehr als einem Kirchenbuch in der Region.
Die oft genutzten Nachkommenslisten sind ein weiteres Argument für ein ortsübergreifendes Ortsfamilienbuch.
Neueste Kommentare