England und die Bomben

Ein Wort des Bedauerns wird es von offizieller britischer Seite nicht geben, wenn der Herzog von Kent am Montag die Königin bei den Gedenkfeiern in Dresden vertritt. Auch der Bürgermeister und der Bischof von Coventry, mit Dresden durch ein vergleichbares Schicksal verbunden, werden von britischer Schuld sicher nicht sprechen: Dazu sind auch 50 Jahre nach all dem Grauen in Europa Recht und Unrecht zu ungleich verteilt. Aber Mitleid und Verständnis, Ausgleich und Versöhnung – das immerhin ist möglich geworden.

„Kein Erinnerungstag ist unbequemer für das britische Volk“, kommentierte Jonathan Steele im linksliberalen „Guardian“. Im konservativen „Daily Mail “ist hingegen zu lesen, Dresden sei neben dem Falkland-Krieg „das letzte Stück stolzer britischer Außenpolitik“ gewesen und gewiß nichts, was die Nation mit Scham erfüllen müsse. Die Deutschen hätten mit den Flächenbombardements ziviler Objekte angefangen, so lauten die Argumente zur Rechtfertigung der britischen Position. Die meisten britischen Historiker aber halten gerade den Angriff auf Dresden militärisch für sinnlos, einige sprechen sogar von einem Verbrechen. Und am „Dresden Trust“, einer von Bürgern ins Leben gerufenen Stiftung zur Wiederaufbauhilfe für die Frauenkirche, haben sich Tausende beteiligt – angeführt von der König selbst.

Der Kriegspremier Winston Churchill hat nach Dresden weitere Flächenbombardements auf das zusammenbrechende Deutschland einstellen lassen, und er hat später dem Kommandeur des Bomberkommandos, Luftmarschall Arthur Harris, ebenso wie seiner Truppe die sonst üblichen Ehrungen verweigert. Doch vor drei Jahren setzt der Veteranenverband der Bomber-Kommandos es durch, daß ihm vor der Luftwaffen-Kirche St. Clement in London doch noch ein monumentales Denkmal errichtet wurde.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 11.02.1995

Weiterführende Quelle: Dresden Trust überlässt sein Archiv der Stadt Dresden

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