„Heute leben Rußland und Deutschland in Frieden“ – Auch Rolle der Verbündeten betont – Parade von Veteranen und Militärs

Zum 50. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg hat die russische Führung gestern in Moskau der mehr als 26 Millionen getöteten Sowjetbürger mit einer Parade von 4600 Kriegsveteranen auf dem Roten Platz und der ersten Militärparade seit Ende der Sowjetunion 1991 gedacht.

Präsident Boris Jelzin würdigte auch die Rolle der Verbündeten Rußlands bei der Zerschlagung des deutschen Faschismus. Er hob die guten Beziehungen seines Landes zu Deutschland hervor. „Heute, ein halbes Jahrhundert nach Endes des Krieges, leben Rußland und Deutschland in Frieden. Sie haben Lektionen aus der Vergangenheit gelernt“, sagte er.

An den Feierlichkeiten in Moskau nahmen US-Präsident Bill Clinton, der britische Regierungschef Johan Major, der französische Präsident Francois Mitterrand, Bundeskanzler Helmut Kohl und andere Staatschefs teil. Der Militärparade blieben die westlichen Staatsgäste wegen des Tschetschenien-Krieges allerdings fern. Kohl legte Kränze am Grab des Unbekannten Soldaten an der Kremlmauer und auf dem Soldatenfriedhof Lublino bei Moskau nieder.

Clinton und Major sprachen bei der Eröffnung eines Museums durch Jelzin bei der Gedenkstätte Poklonnaja Gora am westlichen Moskauer Stadtrand. Beide forderten, alles zu tun, damit der Friede in Europa und der Welt dauerhaft bleibe. Bei einem Gespräch mit Jelzin forderte Kohl die rasche Beendigung des Tschetschenien-Krieges. Während einer Unterredung mit Major hat Jelzin den Widerstand gegen die Ost-Erweiterung der Nato bekräftigt.

Gleichzeitig mit den offiziellen Veranstaltungen fand in Moskau eine kommunistische Kundgebung vor dem Hauptgebäude des ehemaligen Geheimdienstes KGB am Lubjanka-Platz statt. Daran nahmen mindestens 50 000 Menschen teil. In Sprechchören skandierten die Demonstranten „Sowjetunion, Sowjetunion“ und „Lenin, Stalin Sieg“.

Bildunterschrift: Die Gesichter dieser russischen Veteranen blieben während ihrer gestrigen Parade auf dem Roten Platz in Moskau ernst. Das lag nicht daran, daß das Marschieren in diesem Alter schwerfällt. Die meisten von ihnen sehen ihre Ideale durch die heutige Staatsführung verraten. Nur einer kleinen Schicht von Neureichen geht es gut, während der größte Teil der ehemaligen Kriegsteilnehmer in Armut lebt. Die Veteranen fühlen sich vergessen und vernachlässigt. Jedes Jahr vermindert sich ihre Zahl um etwa 300 000, so daß diese Parade für viele die letzte war.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 10.05.1995

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Weiterführende Quelle: Gedenkstätte Poklonnaja Gora

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