Stellt man sich das Leben eines Menschen als ein Buch mit tausenden von Seiten vor, dann gibt es sicherlich viele interessante Bücher. Aber eines, das Leben des Majors Georg Placke aus Aken, ist so spannend, vielschichtig, auch widersprüchlich, dass man unbedingt mehr über den Menschen hinter diesen Zeilen erfahren möchte.
Mit Eröffnung der Sonderausstellung „Georg Placke“ im Heimatmuseum Aken (Elbe) hat jeder Interessierte nun die Gelegenheit in das oftmals turbulente Leben des Werftbesitzers und Ehrenbürgers von Aken einzutauchen.
Unterhält man sich mit seinem Enkel Peter Wieske, ebenfalls dem Schiffbau verbunden, so werden immer neue und unerwartete Facetten des Menschen Georg Placke sichtbar. Die umfangreiche Sammlung von Exponaten ist es wert, in Ruhe betrachtet zu werden. Oftmals entsteht erst beim genaueren Hinsehen der Ach-was-Effekt.
Nachfolgend die wichtigsten Lebensstationen – aufgeschrieben von Peter Wieske im August 2023 anläßlich des 175. Geburtstages seines Großvaters:
Jugendzeit:
Sohn der Eltern Louise Hundt (1819-1897) und Georg Christian Placke (1817-1885).
Aufgewachsen in Aken, im Haus Dessauer Str. 9, welches die Familie Hundt von Forstmeister Olberg 1826 erworben hatte.
Die Eltern betrieben Holzhandel, Braunkohlen-Bergbau und eine Brauerei.
Schulausbildung: privat und im Gymnasium „Latina“ in Halle.
1865-1870 kaufmännische Lehre bei Schoch&Sohn in Magdeburg, anschließend ein paar Semester Studium an der Universität Halle.
Beruf:
1868 Freiwilliger Wehrdienst im 4. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 67 .
1870 Teilnahme am Deutsch-Französischer Krieg dabei 1871 Auszeichnung mit EKII und EKI (nur an 8 subalterne Offiziere vergeben !)
1897 Ernennung zum Major der Landwehr durch Kaiser Wilhelm II. in Barby
Von 1871-1876 Prokurist und Generalbevollmächtigter bei A. Riebeck in Halle .
1876 Rückkehr nach Aken und Weiterführung der Schiffswerft (die 1870 wieder eröffnet worden war), des Holzhandels’s und der Braunkohle Bergwerke bei Micheln, die 1898 an Solvey verkauft wurden.
Gesellschaftliche Aktivitäten:
Stadtverordneter in Aken, später zum Beigeordneten gewählt
Mitglied im Kreisausschuss in Calbe, im Bezirksausschuss und im Provinziallandtag
28 Jahre Deichhauptmann im Aken-Rosenburger-Deichverband
Mitglied in der Freimaurerloge „Zu den drei Degen“
1883 Gründung der Dampfschiffahrts-Gesellschaft-Vereinigter-Schiffer, später: Vereinigte-Elbeschiffahrts-Gesellschaften (VEG)
1885 Gründung der Schiffer-Fortbildungsschule in Aken
1889 Gründungsmitglied des Akener Hafens
1893-1903 Mitglied des Deutsches Reichstags (Kreis Calbe-Aschersleben), dabei maßgebende Mitarbeit am Binnenschifffahrtsgesetz (BInschG) von 1895, welches mit Ergänzungen heute noch gilt; verzeichnet auf der Karte „Reichstag Wahlkarte des Deutschen Reiches“ (siehe Bild unten)
1893-1930 Vierherr der Hortich-Stiftung
1899 Mitbegründer der Elbe-Dampfschiffahrts AG
1904 Gründung der Privat-Schiffer-Genossenschaft
1914-1918 Vertretung des Akener Bürgermeisters (Dr. Pilling) während des 1. Weltkrieges
1914 Ehrenbürger von Aken
Familie:
1897 Heirat mit Wanda Placke geb. Stielow.
Aus der Ehe gehen 3 Töchter hervor: Margarethe Keferstein (1898-1969), Anneliese Placke (1900-1927) und Ilse Wieske (1902-1955).
Bis zum Tode seiner Frau (1919) reges gesellschaftliches Leben und Reisen mit der Familie.
Mit Verheiratung der ältesten Tochter (1922) und der zunehmenden Wirtschaftskrise beginnende Alterung bei Beibehaltung diverser Ehrenämter, wie:
– Aufsichtsrat der Neuen Norddeutschen Vereinigten Elbeschiffahrt (NNVE)
– Aufsichtsrat der Elbe-Dampfschifffahrts AG
– Vorsitzender des Reichs-Arbeitgeber-Verbandes der Deutschen Binnenschifffahrt
– Ehrenvorsitzender des Schiffahrtsverein Magdeburg e.V.
1930 Tod und Aufbahrung in der Marienkirche mit Ehrenwache durch die Freiwillige Feuerwehr von Aken.
Familie Placke hat ihre Wurzeln in Tochheim und Breitenhagen. Einen ersten Überblick gibt die Nachfahrentafel des Großvaters von Georg Placke. Wer weiter zurück gehen, und frühere Generationen recherchieren möchte, kann dies hier tun.
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